Schlag zehn Uhr am 23. Januar 2020 versperrten Soldaten die Eingänge zu Flughäfen und Bahnhöfen mit Gittern. Die regionale Regierung hatte entschieden, Wuhan abzuriegeln. Innerhalb von zwei Wochen waren dort 18 Menschen am Coronavirus gestorben, 634 galten als infiziert. Als die Behörden nachts um zwei Uhr die Ankündigung verbreiteten, die überregionale Infrastruktur werde am Morgen vorübergehend geschlossen, drängten viele Menschen erst recht mit Hab und Gut zu den Gleisen, um schnell vor 10 Uhr noch das Weite zu suchen. Wie viele von ihnen das Virus mitnahmen, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.
Rund um die Millionenmetropole Wuhan wurden zahlreiche weitere Städte in der Provinz Hubei in Quarantäne geschickt und abgeriegelt. Busse und Bahnen blieben stehen. Der Flugbetrieb wurde eingestellt. An den Ausfallstraßen errichtete die Polizei Straßenblockaden. In Summe waren 57 Millionen Menschen von den einschneidenden Schutz-Maßnahmen betroffen und steckten fest.
Hubei bedeutet „Nördlich vom See“. Gemeint ist der Dongting-See, das zweitgrößte Binnengewässer Chinas. Die Provinz ist 740 mal 470 Kilometer groß, das ergibt eine Fläche halb so groß wie Deutschland. Man nennt Hubei auch „Region der tausend Seen“. Eine Drei-Schluchten-Talsperre beherbergt das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Welt, das von einem mehrere hundert Kilometer langen Stausee gespeist wird. Durch die zahlreichen Flüsse besitzt Wuhan, obwohl im Landesinneren gelegen, nach Shanghai den zweitgrößten Hafen Chinas. Die wichtige Nord-Süd-Eisenbahnlinie von Peking nach Guangzhou führt auch durch Wuhan. Umso wichtiger war vor diesem Hintergrund das Abriegeln der Bahnhöfe in Wuhan.
"Starke Prävention und Kontrolle. Keine Panik. Hören Sie auf die offiziellen Ansagen. Glauben Sie an die Wissenschaft. Verbreiten Sie keine Gerüchte." Diese Stakkato-artigen Kommandos prangten von einem Riesenplakat an einem hohen Gebäude Wuhans mahnend in die Millionenmetropole hinein.
Mit Ausnahme der Apotheken und Lebensmittelmärkte, die die Bewohner von Wuhan auf direktem Wege alleine aufsuchten, blieben die meisten übrigen Geschäfte geschlossen. BluMenläden liessen draußen Beerdigungs-Gestecke stehen. Daneben Schilder mit einem QR-Code als kontaktlose Bezahlmöglichkeit. Die Menschen sollten am besten gar nicht erst vor die Tür gehen - und wenn, dann nur mit Mundschutz. Sonst drohten ihnen hohe Strafen. Die Straßen wirkten wie leergefegt, Einkaufszentren und Märkte wie ausgestorben.
Das Gegenteil war in den städtischen Kliniken der Fall: Überall Patienten mit Fieber und Atemwegserkrankungen. Niemand konnte ihnen auf Anhieb sagen, ob sie eine gewöhnliche Erkältung, eine ausgewachsene Grippe oder eben diese neue, gefährliche Lungenkrankheit hatten. Kranke wurden wegen BettenMangels nach Hause geschickt. Auf Dauer würde sich diese medizinische Mangelversorgung rächen, das wurde schnell klar. Denn die unversorgten, unisolierten Patienten steckten weitere Menschen an, was das exponentielle Wachstum verstärkte.
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